Konzept
Am 1. August 2016 wurden 118 Menschen aus einem Schlauchboot gerettet, das im Mittelmeer, 20 Seemeilen vor Libyen, trieb. Eines von Hunderten von Booten, die in den letzten Jahren von dieser Migrationsroute gerettet wurden.
In dem Versuch, dieser Realität einen Namen und ein Gesicht zu geben, diese Tragödie zu vermenschlichen, habe ich die 118 Menschen porträtiert, die sich an Bord desselben Bootes befanden, Minuten nach ihrer Rettung. Ihre Gesichter, ihre Blicke, die Spuren an ihrem Körper... spiegeln die Stimmung und den körperlichen Zustand wider, in dem sie sich nach einer langen Reise befanden, die ihr Leben bereits für immer geprägt hatte.
Aber das war nur der Anfang dieses Projekts. Ich begriff bald, dass die von mir porträtierten Personen keine wirkliche Identität hatten. Sie waren nicht sie selbst, sondern das Ergebnis einer langen Reise, auf der ihre Identität in der Masse verwässert worden war. In den letzten sechs Jahren habe ich mich bemüht, die 118 von ihnen ausfindig zu machen, die heute über ganz Europa verstreut sind, um ihre wahre Identität zu verstehen und zu dokumentieren.
Vita
César Dezfuli wurde 1991 in Madrid geboren, wo er aufgrund seiner spanisch-persischen Abstammung in einem kulturell gemischten Umfeld aufwuchs. Er ist Autodidakt in Sachen Fotografie und hat sein Handwerk als Journalist in verschiedenen Redaktionen gelernt. Heute arbeitet er als freiberuflicher Fotojournalist und konzentriert sich auf humanitäre Krisen und internationale Angelegenheiten.
Seine Aufträge und persönlichen Projekte haben ihn dazu gebracht, verschiedene Realitäten auf der ganzen Welt zu dokumentieren, z. B. die Wahlen in Kenia, Ruanda oder im Kosovo, den zwanzigsten Jahrestag des Massakers von Srebrenica in Bosnien oder China, wo er Familien dokumentierte, die sich über die Ein-Kind-Politik des Landes hinweggesetzt haben. Seit 2015 liegt sein Schwerpunkt auf der Migrantenkrise an den Grenzen Europas, mit besonderem Augenmerk auf der Migrationsroute über das zentrale Mittelmeer.
Seine Arbeiten wurden in internationalen Medien wie Le Monde, The Guardian oder Time Magazine veröffentlicht und mit mehreren Preisen wie dem Taylor Wessing Portrait Prize (Großbritannien) oder dem Picture of the Year (USA) ausgezeichnet. Sie waren auch Teil von Einzel- und Gruppenausstellungen in der ganzen Welt, z. B. in der National Portrait Gallery (Vereinigtes Königreich), dem Museum of Sydney (Australien) oder Visa Pour L ́Image (Frankreich).